Frisch befördert? So haben Sie einen erfolgreichen Start

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Frisch befördert? So haben Sie einen erfolgreichen Start

Alenka Aust

Oct 24, 2016

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    Frisch befördert? So haben Sie einen erfolgreichen Start

    Es ist ein Traum, den viele träumen und eine Szene wie aus einem Spielfilm: Nach einer gefühlten Ewigkeit wird seine Leistung erkannt, und der junge, bisher so unscheinbare Kollege wird von seinem kleinen Schreibtisch in der hintersten Ecke des Großraums in das repräsentative Chefbüro mit Weitblick über die Stadt versetzt. Soweit der Traum. Was aber passiert, nachdem sich die Türen hinter ihm geschlossen haben? Was ist mit den großen Erwartungen an den jungen Manager, die mit seiner Beförderung einhergehen?

    Frisch beförderte Manager werden mit einer ganzen Reihe an Herausforderungen konfrontiert, die sie in kurzer Zeit beherrschen sollten. Die Erwartungen der Beschäftigten gehören dazu, die Studien zufolge 70 Prozent ihrer Motivation aus der Performance ihres Vorgesetzten ziehen. Wäre es da nicht schön, vom Start weg eine Anleitung für gute Mitarbeiterführung in der Hand zu halten? Dieser Artikel enthält eine Reihe wertvoller Tipps, die Ihnen helfen können, die hohen Erwartungen zu erfüllen.

    Erinnern Sie sich an Ihren Chef

    Neue Manager tendieren dazu, sich unter Druck zu setzen, um von Beginn an volle Leistung zu bringen. Doch im Unterschied zu ihrer früheren Rolle fehlt ihnen nun die enge Anleitung durch einen Vorgesetzten. Vielleicht setzten auch Sie am Anfang alles daran, sich das Vertrauen Ihres Teams zu erarbeiten, beherrschten aber noch nicht einmal das nötige Vokabular für diese Rolle. Was in diesem Fall hilft: Erinnern Sie sich an Ihren früheren Chef. Wie managte er sein Team?

    Scott Berkun, Autor zahlreicher Managementbücher rät außerdem, eine Liste zu erstellen, wann und wie sich Ihr Chef Ihnen gegenüber hilfreich verhalten, sie gelobt, getadelt oder sonstiges Feedback gegeben hat. Überlegen Sie, was gut und was schlecht an seiner Führungsrolle gewesen ist. Falls möglich, setzen Sie die Liste mit früheren Vorgesetzten fort. Auf diese hoffentlich umfassende Aufstellung können Sie zurückgreifen, wann immer Sie mit einer neuen Aufgabe konfrontiert werden.

    Mit diesem Erfahrungsschatz werden Sie lernen, sich für das erfolgversprechendste Verhalten zu entscheiden – und die schlechtere Taktik zu vermeiden.

    Gibt es zudem vielleicht weitere Manager, gerne auch außerhalb Ihres Unternehmens, deren Stil Sie besonders schätzen? Zeigen Sie keine Schau und fragen Sie sie um ihre Meinung. Sie werden sehen, dass Sie auf diese Weise ganz neue Einsichten erhalten, mit denen Sie Ihre ganz eigene Führungspersönlichkeit formen können.

    Sprechen Sie mit jedem in Ihrem -Team

    Für einen gelungenen Einstand ist es entscheidend, die Atmosphäre und Arbeitskultur in Ihrer neuen Abteilung möglichst rasch zu erkennen. Dabei ist es egal, ob Sie innerhalb Ihrer Firma befördert wurden oder von außerhalb neu hinzustoßen. Der beste Weg dafür ist, mit dem Team zu kommunizieren. Dabei lernen Sie die Kollegen kennen und erhalten einen guten Eindruck von ihren Arbeitsgewohnheiten. Es ist ein idealer Schritt, um von Beginn an gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufzubauen.

    Falls möglich, sollten Sie sich mit Ihrem Vorgänger zusammensetzen. So erhalten Sie zusätzlich wertvolle Einblicke in die Abteilung, wie sie geführt wurde und welche individuellen Charaktere in Ihrem Team sind.

    Sprechen Sie dazu mit jedem Einzelnen Ihrer Abteilung. Fragen Sie dabei ruhig nach ihren Einschätzungen ihrem Job, was gut und was weniger gut lief und welche Ziele sie sich selbst setzen.

    Auch Meetings sind ein guter Ort, um den neuen Bereich besser kennenzulernen. Hören Sie am Anfang deshalb viel zu. Bitten Sie Ihren Chef außerdem, Ihnen Ihre Position so präzise wie möglich zu definieren und informieren Sie sich in der Personalabteilung über Ihre neuen Mitarbeiter. Falls Sie innerhalb des Teams befördert wurden, mag es zu Beginn vielleicht ein komisches Gefühl sein, plötzliche die Leitungsfunktion inne zu haben. Erklären Sie deshalb sachlich, dass es mit ihnen nicht mehr kumpelhaft wie früher zugehen wird, dass sie aber auch nach der Beförderung dieselbe Person geblieben sind.

    Setzen Sie sich und Ihrem Team Ziele

    Eine Studie unter Mitarbeitern von Google, zahllosen Umfragen zufolge einem der weltweit attraktivsten Arbeitgeber, ergab interessante Einsichten in die Bewertung des Managements durch die Beschäftigten. So wiesen die fähigsten Manager eine hohe Kompetenz in der Unterstützung und Anleitung Ihrer Teams auf. Auch ermutigten sie ihre Mitarbeiter zu selbstständiger Arbeit, anstatt in jeden Ablauf und jedes Problem hineinzuregieren. Nehmen Sie sich dies zu Herzen und delegieren Sie in Ihrem Team die Aufgaben.

    Anstatt sich also für unersetzlich zu halten und alle Aufgaben an sich zu reißen, sollten Sie Ihren Teammitgliedern klare und realistische Ziele vorgeben, die von jedem Einzeln erreicht werden können. Eine präzise Definition dieser Ziele wird Ihnen bei der späteren Bewertung der Ergebnisse helfen, welche Sie selbst an Ihre Vorgesetzten berichten müssen.

    Wenn Sie die erfolgreiche Kommunikation Ihrer Performance an Ihren Chef üben wollen, fassen Sie für sich einmal zusammen, wie Sie Ihr Team instruiert und geleitet haben, um die gesteckten Ziele zu erreichen – und das in einem Format, das nicht länger als 90 Sekunden dauert. Auf diese Weise rekapitulieren Sie die Ergebnisse noch einmal und gewinnen ein besseres Verständnis für das Geschehene.

    Krempeln Sie nicht sofort alles um

    Natürlich kann es verführerisch sein, ausgestattet mit der Macht der neuen Position, im Team erst einmal aufzuräumen und die Abläufe nach Ihrem Ermessen umzugestalten. Ein Vorgehen, mit dem Sie nicht das Vertrauen Ihres Teams gewinnen werden – ganz zu schweigen von den negativen Auswirkungen auf Zufriedenheit und Motivation Ihrer Mitarbeiter.

    Bevor Sie Ihr Team in großem Stil umbesetzen, Mitarbeiter feuern und neue einstellen, sollten Sie eine gewisse Zeit abwarten. Seien Sie stattdessen ein ehrlicher und verlässlicher Vorgesetzter, der seine Ziele klar und offen formuliert. Zeigen Sie, dass Sie ein Vorgesetzter sind, auf den sich das Team verlassen kann.

    Allein damit verdienen Sie sich den Respekt und das Vertrauen, dass Sie für eine erfolgreiche Zusammenarbeit brauchen. Dann haben Sie den nötigen Background, um – auch schwierige – Entscheidungen vermitteln und durchführen zu können.

    Sehr wichtig ist zudem ein beständiger und konsequenter Führungsstil. Setzen Sie Ziele und formulieren Sie Erwartungen, die die nächste Woche überdauern. Bringen Sie Ihr Team zusammen und sorgen Sie für Beständigkeit, anstatt in hektischen Aktionismus zu verfallen.

    Selbstverständlich benötigen Sie für diesen Führungsstil Geduld und die Bereitschaft, dazuzulernen und die Situation erst zu bewerten, anstatt vorschnell zu handeln. Bleiben Sie deshalb immer nahe am Team, seien Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber offen und ehrlich. Wenn sie sich von Ihnen verstanden und unterstützt fühlen, steigert dies quasi automatisch ihre Motivation, sich für das Team und seine Ziele noch stärker einzusetzen.

    Ab jetzt heißt es wir statt ich

    Nach einer Beförderung kann es schwerfallen, den alten Job loszulassen. Kein Wunder, hat man ihn doch erfolgreich und wahrscheinlich gerne gemacht. In Ihrer neuen Position als Manager rückt die Bearbeitung individueller Aufgaben jedoch in den Hintergrund, da Sie Ihren Fokus nun vermehrt auf Ihre Mitarbeiter legen werden. Jetzt ist Ihre vordringlichste Aufgabe, Ihre Beschäftigten darin zu unterstützen, ihre Aufgaben erfolgreich zu bewältigen – so wie Ihr Chef es im Idealfall bei Ihnen gemacht hat.

    Es geht folglich nicht mehr primär um Ihre Aufgaben, Ziele und Erfolge, sondern die des Teams. Ihre Leistung wird künftig daran gemessen, inwieweit Sie Ihr Team befähigen, gute Arbeit abzuliefern. Als erfolgreicher Vorgesetzter zeigen Sie dabei keine Scheu, sich mit vollem Einsatz  im Team zu engagieren, wenn dies erforderlich ist. Sie stärken das Vertrauen und den Wir-Gedanken der Gruppe zusätzlich, wenn Sie bereit sind, für Fehler oder Rückschläge die Verantwortung zu übernehmen und sich vor Ihre Mitarbeiter stellen. Denn dies ist definitiv nichts, was Sie delegieren sollten.

    Natürlich kann es von Fall zu Fall schwerfallen, Aufgaben zu abzugeben und die erfolgreiche Erfüllung jemand anderem zu überlassen. Machen Sie deshalb aber nicht den Fehler, alles penibel zu kontrollieren, führt dies beim Mitarbeiter doch zu Verunsicherung oder Verdruss. So unterstützen Sie Ihr Team nicht, sondern treten eher als kontrollsüchtiger Chef auf.

    Sollte die Leistung in Ihrem Team trotzdem nachlassen, dann konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken, kommunizieren Sie offen Ihre Einschätzung und Erwartungen, geben Sie Prioritäten vor und zeigen Sie Lösungen auf. Sie werden sehen, mit solch einem Engagement werden Sie Ihre Mitarbeiter motivieren und mitreißen.

    Fazit

    Sie haben hervorragende Leistung abgeliefert und sind genau deshalb befördert worden. Um in Ihrer neuen Rolle ebenso erfolgreich zu sein, geht es weniger darum, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Stattdessen müssen Sie sich mit Ihrer Position identifizieren, um Großes zu erreichen. Fokussieren Sie sich auf Ihr Team, bauen Sie ein gutes, von gegenseitigem Vertrauen geprägtes Verhältnis auf und schaffen Sie ein berufliches Umfeld, in dem Ihre Entscheidungen respektiert und engagiert mitgetragen werden. Haben Sie das erreicht, werden Sie keine Schwierigkeit haben, Ihren Vorgesetzten über Ihre Arbeit Bericht zu erstatten.

    Denken Sie deshalb immer daran: Das Chefbüro mag jetzt Ihres sein, schließen Sie jedoch niemals die Tür.

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