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Terrasse unter Null: Außengastronomie im Winter
Alenka Aust
Dec 10, 2018
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Terrasse unter Null: Außengastronomie im Winter
Kürzlich ging es hier bereits um die Frage, wie sich mit der branchenüblichen Umsatzflaute zum Jahresanfang umgehen lässt: Betriebsferien, ja oder nein? Heute gehen wir einen Schritt weiter. Wenn schon geöffnet wird, warum dem Winter nicht auch im Außenbereich trotzen? Während die winterliche Außengastronomie bei Restaurants und Bars noch die Ausnahme darstellt, sind mit Decken und Heizpilzen ausgestattete Gästetische vor den Straßencafés schon ein gewohnter Anblick im urbanen Winterpanorama. Mit der richtigen Herangehensweise lohnt sich winterliche Außengastronomie aber auch für Gastronomien, die ohne das innenstädtische Laufpublikum auskommen müssen.
Der Winter als Event
Wer sich zum ersten Mal an die winterliche Außengastronomie wagt und deshalb (noch) nicht auf Erfahrungen und Routinen zurückgreifen kann, sollte das Vorhaben unbedingt strategisch angehen und nicht nur hinsichtlich Umsetzung, sondern auch konzeptuell und inklusive Marketing gut planen. Diese Planung verhilft nicht nur der Idee zum Erfolg. Falls das Ergebnis hinter den Erwartungen zurückbleibt, also Gästeaufkommen oder Umsatz nicht wie gewünscht ausfallen, ermöglicht nur die detaillierte Nachvollziehbarkeit des Planungsprozesses die Suche nach Fehleinschätzungen und verschenktem Potenzial. Daraus gezogene Lehren ermöglichen entsprechende Veränderungen – und beim nächsten Mal läuft’s dann (noch) besser.
Was von den im Januar längst geschlossenen Weihnachtsmärkten übrig bleibt, ist der Durst nach Kakao, Punsch und Glühwein. Die Getränkekarte des Weihnachtsmarktes gereicht vielen schon als Anlass, um einen Januarabend außerhalb der warmen vier Wände zu verbringen. Von hier aus lässt sich ein Event weiterdenken. Vom kollektiven Geschenketausch ungeliebter Weihnachtspräsente, bis hin zum winterlichen Handwerksmarkt, mit dem das ein oder andere Hofcafé ein ganzes Januarwochenende zum Kassenschlager macht, sind die Möglichkeiten zahlreich.
In verlässlich schneebedeckten Gegenden sind Schneemann-Bau-Wettbewerbe denkbar – Karotte und Topfhelm werden aus der eigenen Küche bereitgestellt. Das Thema Après-Ski gilt, sofern liebevoll umgesetzt, als sichere Bank, um der gastronomischen Flaute zu Jahresanfang effektiv und fokussiert zu begegnen. Auch auf der kulinarischen Ebene lassen sich die kalten Temperaturen genüsslich gestalten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Event bei dem unterschiedliche Suppen in der Portionsgröße von Tapas gereicht werden? Die Rezepte werden im Nachgang an all jene verschickt, die sich am Abend des Events für den Newsletter angemeldet haben. So bleibt auch das Potenzial zur Kundenbindung nicht ungenutzt.
Den Winter zum Thema zu machen ist eine Möglichkeit, dem Winter etwas entgegenzusetzen eine andere: Grillfeste und Barbecues erfreuen sich auch außerhalb der gewohnten Saison zunehmender Beliebtheit.
All diese Ideen der winterlichen Außengastronomie lassen sich den individuellen Gegebenheiten hinsichtlich Standort, Zielgruppe und Angebot anpassen und weiterentwickeln. An dieser Stelle sollen sie vor allem das Potenzial verdeutlichen und als Einstiegshilfe für die eigenen Pläne dienen.
Glätte & Genehmigung: die Formalitäten
Ein paar Formalitäten sind im Rahmen winterlicher Außengastronomie durchaus zu beachten. Gerade in innerstädtischen Bereichen ist es eher Regel als Ausnahme, dass das Betreiben einer Außengastronomie eine Genehmigung erfordert. Diese Genehmigung ist im Winter ebenso nötig wie im Sommer und lässt sich bei der örtlichen Stadtverwaltung beantragen. Immer mehr Kommunen verbieten aus nachvollziehbaren Umweltschutzgründen jedoch das Installieren bzw. Aufstellen von Außenheizungen oder empfehlen zumindest den Verzicht der wärmenden Strahler.
Außerdem sind Gastronomie-Betreiber bei Schnee und Glätte der Räumung vor der eigenen Tür verpflichtet. Ob der Außenbereich geöffnet ist oder nicht, spielt in dieser Hinsicht gar keine Rolle. Bloß verursacht ein geöffneter Außenbereich natürlich einen ungleich größeren Aufwand, was morgendliches Streuen und Schneeschieben angeht. Aufgepasst beim Streusalz: Weil sich die Ionen von Salzen wie Natrium-, Calcium- und Magnesiumchlorid laut Umweltbundesamt nicht zersetzen, ist die Nutzung von klassischem Streusalz vielerorts untersagt.